
Wussten Sie, dass es neben den gängigen Klinker-Formaten wie dem Normal-, Dünn oder dem Modulformat auch Sonderformate und historische Klinker-Formate gibt? Zu Letzteren zählt der so genannte Greppiner Klinker, der bis heute eine besondere Stellung unter den zahlreichen Klinkern einnimmt. Wieso, das so ist, und wodurch sich der Greppiner Klinker auszeichnet, das klären wir in diesem Artikel.
Produziert wurde der Greppiner Klinker in den gleichnamigen Greppiner Werken, die 1871 gegründet wurden. Firmensitz war in Berlin, um genau zu sein, ab 1874 an der Möckernstraße 52, Ecke Yorckstraße. Und genau hier, in der Greppiner Grube, stieß man auf einen überaus hochwertigen Ton. Dieser war dadurch gekennzeichnet, dass er kalkfrei und eisenarm, fast reiner Kaolin war. Verarbeitete man diesen Ton, gewann man Klinkersteine mit gelber, beinahe lederartiger Farbe von höchster Qualität.
Schnell sprach sich dies in Fachkreisen herum, und so wurde der Greppiner Klinker schon bald für repräsentative Bahnhofsneubauten und andere wichtige Gebäude der Gründerjahre und der darauffolgenden Dekade verwendet. Und zwar in vielen Formen, angefangen beim bloßen Ziegel über den Schmuckstein bis hin zur Figur bzw. Statue.
Dass der Greppiner Klinker, anders als die meisten Klinker, eine große räumliche Ausbreitung erfuhr, ist auf die günstige Lage der Greppiner Werke an der Bahnstrecke Dessau–Bitterfeld der Berlin-Anhaltischen Bahngesellschaft (BAE) zurückzuführen. So baute man mit Greppiner Klinker unter anderem folgende historisch bedeutende Bauwerke: Potsdamer Bahnhof, Kunstakademie Düsseldorf, Universitäts- und Landesbibliothek Halle, Hauptbahnhof Hannover sowie Magdeburg.
Doch auch international machte der gelbe Klinker von sich reden, was der Grund ist, weswegen auch in anderen europäischen Ländern gelber Klinker bedeutende Bauten dieser Zeit schmückt. Der Gare du Nord in Paris ist dafür ein Paradebeispiel.
Mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts und dem Einsetzen des Jugendstils ging der Bedarf für Klinkerverblendungen zurück. Die Fertigung des Greppiner Klinkers endete daher 1920. In den 1930er-Jahren sind die Werksanlagen demontiert worden.
Gelber Klinker aber liegt heute wieder voll im Trend, da Klinker in diesem Farbton Wärme, Optimismus und Energie ausstrahlt. So wird oft gelber Klinker gewählt, um Gebäude einladender und freundlicher wirken zu lassen.